Die drei Säulen – Handel, Energie und Verteidigung –, die das Wachstum in Europa nach dem Ende des Kalten Krieges sicherten, erodieren zunehmend. Europäische Unternehmen sehen sich einer verschärften Konkurrenz aus dem Ausland gegenüber und haben nur eingeschränkten Zugang zu internationalen Märkten. Europa hat abrupt seinen wichtigsten Energieversorger, Russland, verloren. Die Ära geopolitischer Stabilität unter dem Sicherheitsdach der USA ermöglichte es der EU, zugunsten geringerer Verteidigungsausgaben andere Bereiche zu fördern. Dies führte jedoch zur Fragmentierung und mangelnden Kompatibilität der militärischen Ausrüstung. Die jüngsten Erfahrungen zeigen, dass große geopolitische Erschütterungen oder plötzliche Handelsstopps gravierende Auswirkungen haben können.
Das europäische Modell vereint eine offene Wirtschaft, ein hohes Maß an Marktwettbewerbsfähigkeit, einen starken Rechtsrahmen und eine aktive Politik zur Bekämpfung von Armut. Die EU existiert, um sicherzustellen, dass Europäer stets von diesen grundlegenden Rechten profitieren. Sollte Europa diese Rechte nicht mehr für seine Bürger gewährleisten können – oder eines gegen das andere eintauschen müssen –, hätte es seinen Daseinszweck verloren. Der einzige Weg, dieser Herausforderung zu begegnen, besteht darin, zu wachsen und produktiver zu werden, ohne dabei die Werte von Gerechtigkeit und sozialer Inklusion zu opfern.
Um sicherzustellen, dass Europa die Kontrolle über seine eigene Zukunft behält, arbeitet die Europäische Kommission an einem neuen Plan für nachhaltigen Wohlstand und Wettbewerbsfähigkeit. Mario Draghi, ehemaliger Präsident der Europäischen Zentralbank und einer der führenden Wirtschaftsexperten Europas, legt in seinem Bericht dar, wie Europa wettbewerbsfähig bleiben kann. Er hebt drei Aktionsfelder hervor, um das Wachstum neu zu beleben: Digitalisierung und Dekarbonisierung der Wirtschaft, Stärkung der Verteidigungsfähigkeit und neue Investitionsstrategien in Europa.
Weitere Infos, der Bericht unter https://commission.europa.eu/topics/strengthening-european-competitiveness/eu-competitiveness-looking-ahead_en#paragraph_47059